Das Start-up und Digi Derma Campus-Mitglied HelloProfessor will langfristig ein verlässlicher digitaler Patienten-Begleiter im Bereich Gesundheitswissen zu sein. Auf der HelloProfessor-Website bietet es multimedial aufbereitete Online-Schulungen an - bisher hauptsächlich für Urtikaria- und Psoriasis-Betroffene.
Dabei soll es den Formaten neben verständlich aufbereitetem Fachwissen auch an Empathie und positiven Denken nicht mangeln. Gegründet von der Ärztin Sophia Neisinger, die für die medizinischen Inhalte verantwortlich ist, ihrem Bruder David Neisinger (Organisation) und seiner Frau Leonie (Produktion) kann man HelloProfessor im besten Sinne als Familienprojekt bezeichnen. Im Gespräch mit Digiderma erzählen Sophia und David über Ziele und Hoffnungen, KI-Trends, den Weg in die Regelversorgung und auch unerwartete Schicksalsschläge.
Lieber David, liebe Sophia, zuerst einmal eine Beileidsbekundung zu einem persönlichen Verlust, ihr beide habt ja kürzlich einen wichtigen Fürsprecher und Projektförderer, Dr. Marcus Maurer, auf tragische Weise verloren. Ein kurzes Staement dazu?
(Sophia Neisinger) Vielen Dank, Sami. Ja, es ist wirklich ein großer Verlust für uns. Professor Marcus Maurer ist auf tragische Weise verstorben, und das hat uns tief erschüttert. Er war für HelloProfessor nicht nur ein Fürsprecher, sondern auch ein inspirierender Mentor und Leiter unseres medizinischen Beirats. Wir haben eng mit ihm zusammengearbeitet, und sein Tod hinterlässt sowohl fachlich als auch menschlich eine große Lücke.
Euer Start-up HelloProfessor ist Familiensache: ihr beiden seid Geschwister und habt das Unternehmen mit Davids Frau Leonie gegründet. Ihr entwickelt Schulungen und digitale Programme, die Patienten helfen, ihre chronische Erkrankung besser zu verstehen. Welche Indikationen bedient ihr denn Stand Herbst 2024?
(Sophia Neisinger) Genau, mit HelloProfessor entwickeln wir digitale Schulungsprogramme, die Patienten helfen, ihre chronischen Erkrankungen besser zu verstehen und damit umzugehen. Wir haben bereits Programme zu Urtikaria und Psoriasis live und arbeiten gerade zeitgleich an mehreren weiteren Indikationen, z. B. im gynäkologischen Bereich. Leider bleibt im Klinikalltag oft wenig Zeit für umfassende Erklärungen. Unsere Programme greifen daher das bewährte Konzept der Patientenschulung auf, das früher in Gruppensettings stattfand, und bringen es in die digitale Welt. So können Patienten unabhängig von ihrem Standort auf die Informationen zugreifen. Unser Ziel ist es, dass sie ihre Krankheit besser verstehen, informiert sind über aktuelle Therapieoptionen und dadurch eine aktivere Rolle in ihrer Gesundheitsversorgung übernehmen.
Unsere Medienkonsumption wird ja - TikTok & Co. sei Dank - immer kürzer: welche didaktischen Erkenntnisse habt ihr zur Aufmerksamkeitsspanne eures Publikums gesammelt? Funktioniert das klassische Vorlesungsmodell mit Powerpoint-Slides noch?
(David Neisinger) Chronische Erkrankungen sind für viele Patienten schon belastend genug, und wir möchten sie daher mit verständlichen, zielgerichteten Informationen entlasten. Niemand sollte gezwungen sein, schlecht gefilmte Vorträge voller Fachjargon auf YouTube zu durchforsten oder sich als Laie durch komplexe Leitlinien zu kämpfen. Noch schlimmer ist es, wenn Patienten auf Plattformen wie TikTok in die Falle von Fehlinformationen tappen und Geld für fragwürdige Angebote ausgeben.
Deshalb entwickeln wir bei HelloProfessor Patienteninformationen, die fachlich fundiert und didaktisch mit Kommunikationsexperten abgestimmt sind. Unser Ziel ist, dass sich die Teilnehmenden angesprochen und unterhalten fühlen und sich gerne mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen. Dafür setzen wir auf innovative Formate wie 'Aus der Sprechstunde', interaktive Quizze und andere kurze, prägnante Module, die Wissen leicht verständlich und ansprechend vermitteln.
Von der Forschung in die Praxis, auch hier werden die technologischen Innovationszyklen kürzer. Wie haltet ihr das Wissen in euren Kursen up-to-date? Bezieht ihr auch internationale Trends und Erkenntnisse ein, die es erst später nach Deutschland schaffen?
(David Neisinger) Wir arbeiten bewusst mit führenden Experten zusammen, die nicht nur umfassendes Fachwissen besitzen, sondern auch aktiv in Forschung und internationalen Netzwerken tätig sind. Dadurch stellen wir sicher, dass unsere Inhalte immer den aktuellen wissenschaftlichen Stand widerspiegeln und auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigen.
Unsere Expertinnen und Experten verfolgen intensiv, was in der Forschungspipeline und auf internationalen Konferenzen passiert, sodass wir Trends und neue Erkenntnisse oft noch vor ihrer Etablierung in Deutschland in unsere Kurse einfließen lassen können. So bleibt HelloProfessor immer auf dem neuesten Stand und bietet den Patienten Zugang zu Wissen, das wirklich aktuell und praxisnah ist.
Der Begriff "Forschung" weckt ja sofort Assoziationen zu Klinikern, die meisten Chroniker werden jedoch von Niedergelassenen behandelt. Wie kann man Kliniker-Niedergelassenen-Gap überwinden?
(Sophia Neisinger) Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Die meisten Patienten mit chronischen Erkrankungen werden von niedergelassenen Ärzten betreut. Unser Ziel ist es daher, mit HelloProfessor in die Regelversorgung zu gelangen, sodass auch niedergelassene Ärzte unsere digitalen Patientenschulungen aktiv empfehlen können. Unsere Schulungen sind bewusst so konzipiert, dass sie die Arbeit der Niedergelassenen unterstützen, indem sie verständliche und praxisnahe Informationen bieten.
Stichpunkt Technologie: wie nutzt ihr KI und andere Trend-Technologien?
(David Neisinger) Mit Hilfe von KI können wir individuelle Lernpfade gestalten und Inhalte gezielt auf die persönlichen Bedürfnisse und den Wissensstand jedes Patienten zuschneiden. So stellen wir sicher, dass auch komplexe Informationen verständlich und relevant aufbereitet sind. Zusätzlich setzen wir modernste Technologien ein, um die Lernerfahrung nicht nur für jeden einzelnen Patienten zu verbessern, sondern unsere Kurse und Inhalte auch in verschiedenen Sprachen international zugänglich zu machen. Das ermöglicht uns, eine breite und diverse Patientengruppe zu erreichen und Wissen global bereitzustellen.
Und zur digitalen Dermatologie, habt ihr dort 'upcoming projects'?
(Sophia Neisinger) Momentan entwickeln wir neue Programme im dermatologischen Bereich, etwa für Akne Inversa (HS), und sind auch in anderen Indikationsbereichen aktiv. Für 2025 planen wir, vier bis sechs weitere Programme anbieten zu können, die das Leben vieler chronisch kranker Patienten spürbar verbessern sollen. In unserer Pipeline haben wir noch viele spannende Projekte, über die wir jedoch aktuell noch nicht zu viel verraten können.
Es bleibt also spannend. Vielen Dank für das Gespräch!
ssey/bvdd