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Campus Premium Formel Skin im Gespräch mit "Deutsche Dermatologie"

Start-ups

Dr. Sarah Bechstein steht im exklusiven Interview Rede und Antwort zur hohen Therapietreue ihres Konzeptes, über die Erstattungsfähigkeit und darüber, wie dermatologische Praxen durch eine Zusammenarbeit profitieren können.

BVDD

DD: Frau Dr. Bechstein, Sie sind im Gründungstrio von Formel Skin der dermatologische Kopf. Wie kam es dazu, dass Sie neben Ihrer Tätigkeit als Fachärztin an der Charité vor fünf Jahren auch Unternehmensgründerin wurden?

Dr. Sarah Bechstein: Meine eigene Erfahrung mit starker Akne während meiner Jugendzeit hat meine Begeisterung für die Dermatologie geweckt. Ich habe mich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Während meiner Zeit als Fachärztin an der Charité habe ich in der Akne- und Rosazea-Sprechstunde gearbeitet. Dabei fiel mir auf, dass viele Betroffene leider oft erst spät den Weg zur Dermatologin oder zum Dermatologen finden und bereits eine lange Leidensgeschichte hinter sich haben. Viele sind zudem mit ihrer Hautpflegeroutine und den möglichen Nebenwirkungen der Behandlungen überfordert.

Ich habe es immer geschätzt, maßgeschneiderte Rezepturen zu erstellen, um so individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingehen zu können. Mit der Liberalisierung der Telemedizin in Deutschland im Jahr 2018 und der Tatsache, dass sich besonders die Behandlung von Akne und Rosazea für diesen Ansatz eignet, entstand die Idee zu Formel Skin.

DD: Welche anderen Krankheitsbilder neben der Akne behandeln Sie und wie funktioniert Formel Skin?

Bechstein: Ursprünglich haben wir im Jahr 2020 begonnen, uns auf die Behandlung von Akne, Rosazea, perioraler Dermatitis und Melasma zu konzentrieren, indem wir das Konzept der Store-and-forward-Dermatologie angewendet haben. Patientinnen und Patienten besuchen unsere Webseite www.formelskin.de, füllen einen kurzen Anamnesebogen aus und laden dann drei Fotos ihrer Haut hoch – von vorne, von rechts und von links. Anschließend prüft eine unserer Ärztinnen oder einer unserer Ärzte die eingereichten Informationen und wählt eine Individualrezeptur aus. Die Patientinnen und Patienten erhalten daraufhin ein Set, bestehend aus einem Reinigungsgel, einer Pflegecreme und der verschreibungspflichtigen Individualrezeptur direkt nach Hause geliefert. In der Mitte des letzten Jahres haben wir unser Angebot durch die Einführung einer klassischen telemedizinischen App erweitert, die das gesamte Spektrum der Dermatologie abdeckt.

DD: Können Sie etwas zu den Inhaltsstoffen der Produkte verraten?

Bechstein: Für mich war es von Beginn an essenziell, dass wir unsere Arbeit an den Leitlinien ausrichten. Daher basieren unsere individuell angefertigten Rezepturen auf einer Vielzahl von Wirkstoffen, darunter Tretinoin, Clindamycin, Benzoylperoxid, Ivermectin, Azelainsäure, Metronidazol und Erythromycin, jeweils in verschiedenen Konzentrationen. Die zugehörigen Pflegeprodukte beinhalten für die Reinigung Salicylsäure und für die Hautpflege unter anderem Ceramide, Niacinamide und Panthenol. Wichtig ist uns auch, dass all unsere Produkte frei von Duftstoffen, Parabenen, Sulfaten und Paraffinen sind.

DD: Eine Rezeptur gibt es aber auch bei der Dermatologin oder dem Dermatologen vor Ort. Was ist das Besondere bei Formel Skin?

Bechstein: Das Einzigartige an Formel Skin liegt in unserem Ansatz der kontinuierlichen Betreuung und Flexibilität. Während der gesamten Behandlungszeit führen wir in regelmäßigen Abständen, alle vier bis acht Wochen, einen "Check-in" durch. Bei diesen Check-ins laden die Patientinnen und Patienten aktuelle Fotos ihrer Haut hoch und berichten über ihre Fortschritte und Herausforderungen mit der Therapie. Diese Informationen ermöglichen es unseren Ärztinnen und Ärzten, die Behandlung bedarfsgerecht anzupassen.

Zusätzlich haben unsere Patientinnen und Patienten ständigen Zugriff auf ihre Hautbilder, was ihnen erlaubt, die Entwicklung ihres Hautzustandes selbst zu verfolgen. Die Möglichkeit, jederzeit über eine Chatfunktion mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten in Kontakt zu treten, verstärkt das Gefühl der Unterstützung und Sicherheit.

Diese enge Begleitung und die Anpassungsfähigkeit unserer Therapie führen zu einer hohen Therapietreue. Die Patientinnen und Patienten erleben oft schnelle Verbesserungen, und nötige Therapieanpassungen können zügig vorgenommen werden. Die hohe Zufriedenheit unserer Patientinnen und Patienten zeigt sich deutlich in den zahlreichen positiven Bewertungen, die wir erhalten.

DD: Wie sieht es mit der Erstattungsfähigkeit für Patientinnen und Patienten aus?

Bechstein: Wir haben eine Innovationspartnerschaft mit privaten Krankenversicherungen etabliert. Dank dieser Partnerschaft übernehmen die privaten Krankenkassen bereits die Kosten für die Behandlung bei Formel Skin. Die gesetzlichen Krankenversicherungen bieten bisher keine Erstattung an, weshalb ein großer Teil unserer Klientel Selbstzahler sind. Trotzdem beobachten wir, dass die Mehrheit der Patientinnen und Patienten bereit ist, für eine schnelle und effektive Behandlung selbst zu investieren.

DD: Strebt Formel Skin Kooperationen mit gesetzlichen Krankenkassen an, um die Reichweite zu erhöhen?

Bechstein: Wir sind im Austausch mit einigen gesetzlichen Krankenkassen, insbesondere mit zwei größeren Kassen sind wir hier sehr fortgeschritten. Der Großteil unserer Leistungen ist erstattungsfähig, nämlich die Medikamente und die medizinische Leistung. Diese Leistungen werden heute schon von privaten Krankenversicherungen erstattet.

Ich bin davon überzeugt, dass künftig ein Großteil der gesetzlichen Kassen unsere Leistungen erstatten wird, da wir einen schnellen Zugang zu Behandlungen ermöglichen und bessere Behandlungserfolge bei geringeren Behandlungskosten erzielen.

DD: Das Konzept scheint zu funktionieren, auf der Formel Skin-Webseite werben Sie mit 500.000 erfolgreichen Behandlungen und 91 % zufriedenen Patientinnen und Patienten. Trotzdem ist Formel Skin bei den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen noch recht unbekannt. Wie könnten dermatologische Praxen bei der Patientenversorgung von Formel Skin profitieren?

Bechstein: Das Problem der strukturellen Unterversorgung ist uns allen bekannt. Überfüllte Sprechstunden, keine Zeit für ausführliche Gespräche oder quartalsweise Kontrollen. Dermatologische Praxen könnten durch das Konzept von Formel Skin profitieren, indem sie im Sinne einer individuellen Leistungserbringung zwar die Diagnosestellung und Fotodokumentation der Akne und Rosazeapatienten übernehmen, die Weiterbehandlung dann aber telemedizinisch über Formel Skin erfolgt.

So haben die Kolleginnen und Kollegen Zeit gewonnen und wir können gemeinsam anstreben, die Patientenversorgung zu verbessern. Gleichzeitig können wir verhindern, dass die Patientinnen und Patienten über einen langen Zeitraum nicht ausreichend dermatologisch versorgt sind.

Wir stehen für weitere Infos natürlich jederzeit bereit und freuen uns, in den Austausch zu gehen. Falls also Interesse besteht, kann man sich gerne über sarah.bechstein@avoid-unrequested-mailsdrbechstein.de bei uns melden.

Im Rahmen einer Studie gemeinsam mit dem Institut für Versorgungsforschung des UKE haben wir Patientinnen und Patienten, die in Behandlung bei Formel Skin waren, über drei Monate anhand von DLQI, PBI und Akne lesion count ausgewertet und bei allen drei Parametern zeigte sich eine signifikante Verbesserung. Zwei Doktorandinnen haben die Auswertung gerade abgeschlossen, sodass wir die Ergebnisse hoffentlich zeitnah veröffentlichen können.

DD: Formel Skin war von Anfang an bei den Digitalisierungsinitiativen des BVDD, dem Digi Derma Start-up Café und dem Digi Derma Campus, bei dem Formel Skin inzwischen Premium Member ist, mit dabei. Was erhoffen Sie sich vom Berufsverband?

Bechstein: Der Austausch und die Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen war uns von Beginn an ein wichtiges Anliegen, nicht zuletzt, um die Arbeit niedergelassener Dermatologinnen und Dermatologen zu unterstützen und die Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern. Schon vor unserer Markteinführung haben wir den Kontakt zum BVDD gesucht, um unsere Vision zu teilen. Dabei haben wir wertvolle Einsichten und Ratschläge erhalten.

Die Teilnahme am Digi Derma Campus und der Austausch mit anderen Start-ups innerhalb dieser Plattform sind für uns besonders wertvoll. Die Begegnungen mit Gleichgesinnten, die ähnliche Herausforderungen bewältigen müssen, ermöglichen einen fruchtbaren Erfahrungsaustausch und gegenseitige Unterstützung. Persönlich finde ich diesen regelmäßigen Austausch äußerst bereichernd. Als Dermatologin macht es mich stolz, dass unsere Fachrichtung eine Vorreiterrolle im Bereich medizinischer Innovationen einnimmt und junge Unternehmen aktiv fördert.

DD: Formel Skin ist bereits kräftig gewachsen. Was ist Ihre Vorstellung von der Zukunft des Unternehmens?

Bechstein: Ich bin überzeugt, dass die Zukunft der Dermatologie in einem Hybridmodell liegt, das traditionelle und digitale Behandlungswege kombiniert – ein Ansatz, den wir bei Formel Skin bereits teilweise verfolgen. Unser Unternehmen wächst kontinuierlich, und wir sind stets auf der Suche nach engagierten Dermatologinnen und Dermatologen, die unser innovatives Konzept mittragen möchten.

Bei Formel Skin bieten wir verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit: Dermatologinnen und Dermatologen können sich uns anschließen und telemedizinische Behandlungen parallel zu ihrer Praxistätigkeit durchführen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, sich vollzeitlich unserem Team anzuschließen, wobei wir verschiedene flexible Arbeitsmodelle anbieten. Zudem können die eigenen Patientinnen und Patienten im Rahmen unseres Konzepts individuell betreut werden.

Für alle, die Interesse haben, Teil unseres Teams zu werden, und mehr über die vielfältigen Möglichkeiten bei Formel Skin erfahren möchten, steht unser Kontakt für weitere Informationen zur Verfügung: sarah.bechstein@avoid-unrequested-mailsdrbechstein.de.

DD: Vielen Dank für das Gespräch.


Das Interview führte Wolfgang Hardt.