Oops, an error occurred! Code: 202409190328348e8cf290

DMEA24 Digitale Hausärztliche Versorgungsassistenten: die Rettung der Versorgung im ländlichen Raum?

BVDD

Kann eine verstärkte Nutzung von Telemedizin demografischem Wandel und Fachärztemangel die Stirn bieten? Ein Seminar des Clusters Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg HealthCapital gibt spannende Ausblicke.

BVDD

Mit über 800 nationalen und internationalen Ausstellern, etwa 350 Speakern und 18.600 Teilnehmer:innen ist die DMEA Europas Leitveranstaltung für die digitale Gesundheitsversorgung. Der BVDD war in diesem Jahr dabei.

In der Session  "Neue Wege der Versorgung im ländlichen Raum" sprachen u. a. Prof. Dr. Friedrich Köhler vom Deutschen Herzzentrum der Charité und Alexander Baasner, Psychologe, Hochschuldozent, und EMT-Paramedic in Personalunion, über Erfolgsmodelle, aber auch Fragezeichen bei laufenden Telemedizin-Projekten.

Das Projekt DIHVA

Um Problemen wie Arztmangel, Landflucht und CO2-Überschuss entgegen zu treten, haben in einem neuen Telemedizin-Projekt Alexander Baasner und Stefan Spieren, Hausarzt aus Wenden, den "Digitalen Hausärztlichen Versorgungsassistenten" entwickelt.

Dieser Assistent übernimmt einfache Untersuchungen, die keinen Arzt erfordern. Mit einem rollkoffergroßen Case, welches medizinisches Equipment enthält, besucht der oder die Assistent:in die Patient:innen direkt zu Hause. Von einem dermatologischen Check über eine Rachenuntersuchung bis hin zur  Messung des Sauerstoffgehalts im Blut können alle gängigen Untersuchungen durchgeführt werden. Die gesammelten Daten werden dann an den Hausarzt übermittelt, die nachfolgende Konsultation erfolgt per Videoanruf.

Hauptziel und Vision von DIHVA ist es, eine unkomplizierte mobile Lösung zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung anzubieten, so Baasner. Ein weiterer positiver Effekt, der bisher (zu) wenig Beachtung findet, ist die spürbare Entlastung der Umwelt: Baasner zitierte Studien, die belegen, dass ein nennenswerter Anteil des CO2-Ausstoßes in tendenziell überalterten ländlichen Regionen auf häufige Arztbesuche per Auto zurückzuführen ist.

Digitale Hausärztliche Versorgungsassistenten (DIHVA) im Einsatz

Video öffnet auf YouTube

Aktuell befindet sich DIHVA noch im Stadium eines Projektmodells und wird noch nicht in der Praxis eingesetzt. Die Initiatoren hoffen jedoch, dass sich dies bald ändern wird. 
 

Die Fontane-Studie

Professor Köhler hat sich seit langem auf die telemedizinische Versorgung spezialisiert, die nach seiner Meinung eine bedeutende Rolle innerhalb kardiologischer Netzwerke und damit auch bei der Versorgung im ländlichen Raum einnimmt. 

In seinem Vortrag "Telemonitoring bei Herzpatienten - Erfahrungen und Perspektiven" sprach er über das Forschungsprojekt "Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg - Fontane". Die Studie teilte die Patienten in zwei Gruppen: Die Hälfte erhielt eine telemedizinische Mitbetreuung, während die andere Hälfte konventionell behandelt wurde. Die ärztliche Betreuung der Patienten erfolgte durch 113 kardiologische und 87 hausärztliche Einrichtungen im gesamten Bundesgebiet.

Das Hauptziel der Studie war es, die Patienten mit telemedizinischer Unterstützung möglichst lange außerhalb des Krankenhauses zu behandeln. Jeder Patient erhielt ein Telemonitoring-System für Zuhause, bestehend aus einem Mobiltelefon, einem digitalen Tablet und vier externen Geräten zur Messung von Dreikanal-EKG, peripherer Sauerstoffsättigung (SpO2), nicht-invasivem Blutdruck und Körpergewicht.

Nach der Installation und Einweisung vor Ort wurden alle Studienteilnehmer von den spezialisierten Pflegekräften geschult. Die telemedizinische Analysesoftware "Fontane" wurde genutzt, um Patientendaten (einschließlich Vitalparameter und Medikation) zu übermitteln, diese wurden täglich durch teilnehmende Mediziner:innen überprüft. Zusätzlich führten die Pflegekräfte monatlich oder bei Bedarf Telefonate mit den Patient:innen durch.

Die Kombination aus Telemonitoring mit externen Geräten und Telefonkontakt gewährleistete eine individualisierte Behandlung, zu der die Anpassung von Herzinsuffizienz-Medikamenten, die Einleitung eines Krankenhausaufenthalts und auch die oft vernachlässigte emotionaler Unterstützung gehörte.

Köhler benannte allerdings auch Probleme, die einen bundesweiten Roll-out erschweren: dazu gehören renitente Ärzt:innen ebenso wie männliche Patienten, die sich häufiger als weibliche der Therapie entzogen, insbesondere dann, wenn eine Verschlechterung des Gesundheitszustands Maßnahmen erfordern.



ssey/BVDD